Schwerpunkt war wie erwartet Netzwerktechnik, bzw. Aufbau eines Netzes unter dem Betriebssystem Windows NT 4.0 und Steuerung des Netzes durch einen Rechner auf dem die Serverversion von Windows NT lief.
  ZuerstLehrgang fertigten wir Netzwerkkabel an, vernetzten alle Rechner und installierten auf jedem einen Server, banden die Hardwarekomponenten ein und schafften einen netzwerkweiten Zugang zum Internet. Danach übernahm jeder abwechselnd die Administration des Netzwerkes. Besonders die Installation des Serversystems wiederholte sich zu Beginn fast jeden zweiten Tag, so dass wir es fast im Schlaf beherrschten. Zwecks Auflockerung des sich wiederholenden Lernstoffes wurde für die Dauer von zwei Wochen die Handhabung sämtlicher Anwendungen des microsoftsches Office-Paketes geübt.
  Angesichts des Gefühls auf dem richtigen Weg zu sein, beschloss ich die Anschaffung eines neuen Rechners, da mein Pentium-PC mittlerweile hoffnungslos veraltet war. Ich sah es als eine Investition an, und da der ehemalige Inhaber einer ehemaligen Stammgaststätte inzwischen einen Computerdienstleistungsladen unterhielt beschloss ich meinen neuen Rechner dort zu kaufen.
  Mittlerweile gab es mit den Athlon-Prozessoren von AMD eine preislich günstigere und qualitativ befriedigende Alternative zu den Pentium-Prozessoren, eine Entwicklung die sich günstig auf mein Erwerbungsvorhaben auswirkte. Also beschloss ich mir so einen anzuschaffen, einen Athlon K7 mit der höchsten Taktrate von 700 MHz, auf dem direkt zwei Betriebssysteme laufen sollten, ein Windows NT Server und die zweite Ausgabe von Windows 98.
  Mit dem Chef des Ladens vereinbarte ich, den Rechner zusammen mit einem Techniker selbst zu bauen und die Systeme zu installieren. Ich sah es als eine Möglichkeit nützliche Erfahrungen zu sammeln, willigte freudig ein und kurze Zeit später besaß ich einen neuen und leistungsstärkeren Rechner als vorher. Dieser verfügte über eine Maus als Eingabegerät, und da ich ein frisch installiertes Computerspiel namens Quake 3 Arena ausprobierte und ich es schon nach kurzer Zeit nicht mehr missen wollte, verzichtete ich auf eine Installation des Stiftes als Mausersatz, da dieses Spiel mit einem Stift unmöglich zu spielen war. Schnell fand ich Gefallen an dieser für mich neuen Art der Computernutzung und bei den Übungen für die Abschlussprüfung wechselten sich Prüfungssoftware und Quakearena kontinuierlich ab. Irgendwie sah ich beide Programme als zwei unterschiedliche, aber doch ähnliche Spiele an, deren Gemeinsamkeit darin bestand in Punkto Geschwindigkeit und Genauigkeit stets am Limit zu agieren.
  Bei der Prüfung zum Abschluss des Lehrgangs bestanden wie erwartet nur ein Drittel der Teilnehmer des bunt zusammengewürfelten Haufens, hauptsächlich die an der Thematik interessierten Leute, jene, die wirklich etwas erreichen wollten und nicht nur aufgrund einer bürokratischen Laune anwesend sein mussten. Mich wunderte es nicht ebenfalls zu den wenigen erfolgreichen Kursteilnehmer zu gehören die sich danach und mit dem Titel "Microsoft Certified Professional für Implementation und Wartung von Windows NT 4.0 Server" schmücken konnten.
  Stolz auf meine Leistung erfüllte mich und durch den errungenen Titel glaubte ich einen Seiteneinstieg in die Computerbranche geschafft zu haben, Stolz der allerdings rasch verflog als auf dem Untätigkeitsamt meine Ergebnisnennung mit der Frage "Ist das ein Computerprogramm?" kommentiert wurde. Als mir dann noch der Stellencomputer im Vorraum einen Arbeitsplatz als "Lochkartenraumverwalter" anbot machte ich mir keine Hoffnungen auf eine Arbeitsstellenfindungshilfe durch diese Behörde mehr. Anscheinend war hier die Zeit irgendwo in einem früheren Jahrzehnt stehengeblieben. (Eine Kurzgeschichte zu diesem Lehrgang unter dem Titel "Vier von zwölf" findet sich hier).

Der nächste Schritt

Kurz darauf kam mir der Zufall zur Hilfe, denn auf einer Party traf ich den Besitzer des Computerladens bei dem ich den neuen Rechner gekauft hatte. Ich schilderte ihm mein Problem und er bot mir an in der Technik seines Geschäftes ein vierwöchiges und entgeldfreies Praktikum zu machen. Sofort stimmte ich zu, denn dies war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung und würde mit Sicherheit nützliche praktische Erfahrungen ermöglichen.
  Am ersten Arbeitstag machte ich mich zuerst mit dem mir zugewiesenen Arbeitsplatz vertraut. Ein 17´ Zoll-Monitor dominierte einen einfachen Tisch, daneben stand ein Umschalter an den insgesamt vier Rechner angeschlossen werden konnten die alle dieselbe Maus, dieselbe Tastatur und den einen Monitor nutzten. Daneben stapelten sich diverse Laufwerke, und an der Wand hing neben einer Werkzeughalterung der eigentliche Rechner, der praktisch nur aus einer an der Wand befestigten Hauptplatine mit den wichtigsten Komponenten bestand. Mehr war auch nicht nötig, und wegen der häufigen schnellen Hardwarezugriffe war man froh wenn kein Gehäuse vorhanden war. Als erstes installierte ich ein leicht zu handhabendes Windows 98 SE, auf einer anderen Festplatte ein meist von Firmen genutztes Windows NT und auf einer dritten ein Suse-Linux, welches bei Zugriffen auf Windows-Rechner oft sehr nützlich ist.
  Nachdem dieses geschafft war bekam ich die Aufgabe auf einem recht alten Rechner ein Windows zu installieren. Im Nachhinein würde ich es als eine sehr lehrreiche, aber auch perfide Erstaufgabenstellung bezeichnen, denn bei diesem Rechner war der Arbeitsspeicher defekt und die Installation eines Betriebssystems wurde dadurch praktisch unmöglich.PC_Schild Knapp zwei Tage versuchte ich vergeblich ein Windows zu installieren, verzweifelte fast unter den fortwährenden, mit immer anderen und seltsamen Fehlermeldungen begründeten Abbrüchen. Schon mit einigen wenigen Monaten Berufserfahrung hätte ich einen derartigen Fehler sofort der richtigen Ursache zugeordnet und mir so sehr viel Nerverei erspart. Aber ein Neuling kann dies natürlich noch nicht erkennen, obwohl ich an diesen Tagen sehr viele Erfahrungen mit den Auswirkungen solcher Datenfehler machte.
  Aber damit hatte ich schon nach den ersten Tagen die schwerste Aufgabe meiner Praktikumszeit hinter mir. Der Rest bestand aus sich immer ähnelnden Tätigkeiten, wie Grafik- oder Soundkarteneinbau oder einer fast täglich vorkommende Neuinstallation von Windows. Ansonsten lernte ich wie man die Komponenten eines Computers zusammenbaut und richtig verkabelt und durfte Gebrauchtrechner oder Rechner für den internen Gebrauch bauen, nur Neurechner für Kunden noch nicht. Verständlicherweise wurde eine derartige Arbeit von einem festangestellten Techniker und nicht von einem Praktikanten durchgeführt.
  Nach Ablauf der vier Wochen erklärte mir der Chef sehr zufrieden mit mir zu sein und wenn ich wollte könnte ich bei ihm sofort eine Stelle als Umschüler zum IT-Systemelektroniker antreten. Natürlich wollte ich, empfand brennende Freude über diese Chance. Mir machte die praktische Arbeit mit Computerhardware Spaß, obwohl ich nie im Traum daran gedacht hätte in dieser Sparte zu landen und dort meinen Seiteneinstieg zu beginnen.

Das Ziel ist in Sicht

Auch beim Arbeitsamt war man froh über diese Entwicklung, wurde so doch das Problem eines schwer vermittelbaren Arbeitslosen ohne ihr Zutun gelöst und von ihnen genommen. In den ersten Wochen meiner neuen Tätigkeit unterschied sie sich inhaltlich kaum von jener im Praktikum, nur bekam ich jetzt verstärkt auch Kundenrechner zugeteilt, die nicht nur ein einfaches Hardwareproblem hatten, sondern auch solche bei denen ein Problem teilweise oder völlig softwarelastig auftrat. Hierfür eine Lösung zu finden war stets am schwierigsten und erforderte oft intensives Nachdenken. Die Tatsache immer alles irgendwie zum Laufen gebracht und vor keinem Problem kapituliert zu haben erfüllte mich mit Stolz.
  Mein monatlicher Verdienst belief sich lediglich auf einige hundert Mark, ebenso die mir vom Arbeitsamt zugestandene Unterstützungssumme. Deshalb war ich sehr froh einen Großteil des ersparten Geldes der vermögenswirksamen Leistungen zurückgelegt zu haben, denn Monat für Monat konnte ich mir um über die Runden zu kommen ein wenig davon nehmen. Ohne diese Möglichkeit wäre es allein wegen des Geldes gar nicht möglich gewesen eine Umschulung zu machen.
  Ende des Sommers 2000 musste ich erstmalig zur Berufsschule und der Gedanke mit Ende Dreißig erneut die Schulbank drücken zu müssen gefiel mir gar nicht. Die Berufsschule war in einer nur wenige Kilometer entfernten anderen Stadt, untergebracht in einem großen Gebäudekomplex in dem neben der Berufsschule auch irgendeine Schule für Kinder war.
  Da ich der einzige war der mit dem Zug in diese Stadt fuhr, musste ich mich auf dem viertelstündigen Fußweg vom Bahnhof zum Schulkomplex in eine lange Reihe schulranzenbewehrter Kinder einreihen und mit marschieren. Diese waren alle deutlich jünger als ich, und in dieser Kolonne fühlte ich mich, der ich körperlich deutlich größer als die mich umgebenden Menschen war, in meiner Lederjacke und mit dem abgenutzten Rucksack gelinde gesagt sehr komisch, kam mir wie der größte Depp Deutschlands vor, wie jemand der knapp zwei dutzend Male sitzengeblieben war und mit Ende Dreißig immer noch versuchte einen Schulabschluss zu schaffen. Jedesmal wenn das Schulgelände erreicht war und sich unsere Wege trennten war ich heilfroh wenn die Kinderschar endlich verschwunden war.
  Zudem erfüllte es mich mit Erheiterung, die gleiche Schule schon vor über zwanzig Jahren besucht zu haben. Damals unterlag ich noch der Schulpflicht, wurde in eine Berufsschulklasse für Jungarbeiter gestopft, ging aber nur ein einziges Mal hin, folgte in den Wochen danach stets dem Lockruf der Bahnhofskneipe. Auch noch zwei Jahrzehnte später hätte ich diese ohne lange zu überlegen dem Schulbesuch vorgezogen. Außerdem konnte ich über vieles was die Lehrer ihren Schülern erzählten nur müde grinsen. Oft waren es nur theoretische Ausführungen über Dinge und Sachverhalte in unserer Gesellschaft, reine Wunschvorstellungen von Theoretikern die in den seltensten Fällen einmal ihr Wolkenkuckucksheim verlassen hatten und mit dem wirklichen Leben konfrontiert worden waren. Vogel_zeigen Jenes kannte ich nach über 15 Jahren Fabrikarbeit, Wehrdienst und diversen Erfahrungen gut genug. In Wirklichkeit war alles anders als dargestellt, solche Wunschbilder der Realität konnten vielleicht für Kinder und Jugendliche glaubhaft wirken, für mich waren sie lächerlicher Quatsch.
  Auch der Klassenraum verlieh sich einen Anschein von Modernität und Realitätsbezug. Die Schultische waren U-förmig aufgestellt und hinter uns befand sich ebenfalls eine lange Reihe von Tischen, auf denen für jeden Schüler ein mit allen anderen Rechnern vernetzter Computer aufgestellt war. Allerdings saßen wir meist an den innenliegenden, computerlosen Tischen und schauten auf den am offenen Kopfende befindlichen Lehrerschreibtisch, auf dem ein als Server fungierender Rechner stand. Dort sitzend mussten wir erstaunlich oft irgendwelche Sachen auf altmodische Art handschriftlich niederschreiben. Das konnte ich nicht verstehen. Vorhandene Technik sollte man auch gebrauchen, und mit Systemabbildern und –richtlinien wären es ein Leichtes gewesen das vorhandene Equipment auch bei Klassenarbeiten zu nutzen. Beim handschriftlichen Schreiben tat ich mich schwer und wurde stets als letzter fertig. Das verwunderte mich nicht, hatte ich Handschrift im Laufe der Jahre doch fast verlernt. In den anderthalb