© Meia 2007, veröffentlicht im Blog des "KStA"

Der 22.10.2007 war ein mit Spannung erwarteter großer Tag für mich. Dies wurde er allgemein durch den Fußball, speziell durch das Match Borussia Mönchengladbach – 1.FC Köln, welches live vom DSF übertragen wurde und ganz speziell durch die Tatsache, dass dies das erste komplette Spiel meiner geliebten Geißböcke seit vier Jahren war welches ich sehen konnte (ein Jahr vorher wurde zwar das legendäre Pokalspiel gegen Schalke im ZDF gezeigt, aber ich ärgere mich heute noch schwarz über die Tatsache, aus diversen Gründen nur die Schlussminuten gesehen zu haben). Endlich sollten nicht mehr schier endlose Buchstabenkolonnen Livespiele des FC für mich darstellen müssen, eine potentieller visueller Hochgenuss der auf einen Tipp aus dem FC-Forum des KStA zurückging. Hierin wurde auf einen kostenfreien Dienstanbieter im Internet hingewiesen, welcher es ermöglichte Sendungen des Free-TV aufzuzeichnen und die fertige Datei herunterzuladen.
   Gewiss, so manch einer würde mit einem erhaben einfach klingenden Lösungsvorschlag wie "Geh doch ins Stadion" Grinsen oder "Geh in eine Kneipe in der man FC schauen kann"Rofl auf diese Problemstellung antworten, aber beide Vorschläge haben alle eines gemeinsam: Angesichts meiner individuellen Problematik sind sie gelinde gesagt völlig nutzlos. Zwar lebe ich in Troisdorf, also nicht sehr weit von Köln weg, folglich wäre ein Besuch in Müngersdorf rein theoretisch möglich, ebenso ein rein auf die Reize bewegter Bilder konzentrierter Kneipenbesuch, aber beides hat einen entscheidenden Nachteil: Es setzt die Fähigkeit des Gehens voraus, und diese Fähigkeit ist bei mir aufgrund einer fünf Jahre zurückliegenden Erkrankung stark gemindert.
   "Guck zuhause doch DSF" Facepalm wäre ebenfalls ein leicht gesagter, aber schwer realisierbarer Vorschlag, da meine Wohnung über keinerlei Kabelanschluss verfügt. Auch die Anschaffung und Platzierung einer Satellitenschüssel könnte aufgrund des fehlenden Balkons schnell kafkaeske Züge annehmen, welche durch den Faktor der Untersagung der Anbringung an der Fassade begünstigt werden.
   Aus diesem Grunde würde auch ein Rat wie "Schaffe dir ein Premiere-Abo an" Kopf an die Wand eher der Aussage eines Schildbürgers als einem praktikablen Rat ähneln, denn die Anschaffung eines Decoders setzt den Empfang der Sendersignale zwingend voraus, ist dieser nicht gegeben, müsste man den Decoder zur Buchstütze oder Sitzgelegenheit umfunktionieren. Also besorgte ich mir eine Steckkarte für meinen PC, die mir den Empfang von digitalen Fernsehsendern ermöglichte. Diese Maßnahme entpuppte sich sehr schnell als ein gut gemeinter Versuch ohne ausreichende Wirkung (mit typisch rheinländischen Optimismus könnt man auch von einem "Fasterfolg" sprechen). Zwar konnte ich mehr als viermal so viele Programme empfangen als wie mit dem herkömmlichen analogen Berieselungsapparat, aber leider waren die beiden Sender auf die es mir ankam (DSF oder Premiere) nicht dabei. Stattdessen waren kulturelle Highlights wie "Kinderkanal" oder "Viva" problemlos rund um die Uhr zu empfangen, wobei sich gerade beim letzteren Sender meine persönliche Empfangsstörung am deutlichsten bemerkbar machte. Die Erkrankung hatte auch zu einem Verlust meines Gehörs geführt, und einem Musiksender zu lauschen ohne lauschen zu können ist ein sehr unerquickliches Unterfangen.
   Aus dem gleichen Grund fällt auch die Möglichkeit weg Live-Fußball via Radio zu verfolgen. Logischerweise ist die Folge eines für mich unhörbaren Kommentators immer gleich, egal wie sehr ich mich anstrenge genau zuzuhören. So bin ich weiterhin gezwungen FC-Spiele am Live-Ticker zu verfolgen, Fußball zu lesen statt ihn zu schauen. Spieltag für Spieltag laufen gleichzeitig mehrere Programme mit ständig aktualisierten Schriftkommentaren, oft bis zu vier Stück parallel. Dies geschieht einerseits aus dem Wunsch nach einem möglichst großen Informationsspektrum, aber andererseits spielt die unterschiedliche Geschwindigkeit der einzelnen Anbieter eine Rolle. Ein in möglichst rascher Folge aktualisierter Live-Ticker schont das Nervenkostüm erheblich. Apropos Nerven: Nach wirklich sehr vielen entweder in unterschiedlichen Stadien oder am Bildschirm verfolgten Spielen fällt mir am stärksten auf, wie beruhigender doch Fußball in Bild- statt in Schriftform ist, abgesehen von einer aufgrund bohrender Neugier überstrapazierten Aktualisieren-Taste. Am einfachsten lässt sich dies durch eine wahllos herausgegriffene Spielsituation verdeutlichen. Der Satz "Eckball für … (der Gegner des FC)" erscheint und danach bange Minuten der Furcht lang nichts. Eine Furcht die besonders durch die aktuelle Spielweise der Mannschaft genährt wird welche oft zu unerwarteten Gegentoren führt. Falls man ein Fußballspiel in bewegten Bildern verfolgen kann, ist man in der Lage schon nach wenigen Sekunden der Ausführung beurteilen zu können, ob der Eckball eine gefährliche Situation herauf beschwört oder nicht. Am Live-Ticker hingegen erlebt man äonenlange Momente der informativen Leere, und oft bleibt einem nur zu hoffen, dass das flaue Gefühl im Magen nicht der Vorbote eines entstehenden Magengeschwürs ist. Nicht nur aus gesundheitlicher Besorgnis war ich umso froher, als ein User des "FC-Tresen" in den Foren der Zeitung Express auf Zattoo.com hinwies, einen Link zu dem einzigen Internetfernsehen-Dienstanbieter der DSF in seinem Programm hat. Dieser Hinweis kam wie gerufen, denn kurze Zeit später zeigte der Sender die historische Partie 1.FC Köln – 1.FC Kaiserslautern vom 17.12.07, die ich ohne nennenswerte Zeitverzögerung verfolgen durfte. Das Ergebnis ist bekannt (Nachtrag Meia: 2:1 gewonnen, erster Heimsieg seit 18 Jahren gegen Kaiserslautern), und obwohl es für einen tagelangen Grinsstarrkrampf sorgte, bin ich sehr froh auch weiterhin in diesen Genuss zu kommen. In wenigen Tagen findet in Müngersdorf das Rückspiel gegen Gladbach statt, ich kann es am Monitor live verfolgen und hoffe auf ein erneutes und liebend gerne weitaus ausgeprägteres Dauergrinsen.

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