Die reduzierte Gleichgewichtsbandbreite fällt am meisten in aufrechter Körperhaltung auf und hat dort die sichtbarsten Auswirkungen. Aber man muss nicht erst stehen um mit den Gleichgewichtsstörungen konfrontiert zu werden. Im ersten Jahr nach meiner Erkrankung saß ich einmal an dem extra gedeckten Frühstückstisch. Ich wollte einen weiter entfernten Gegenstand greifen, beugte mich nach vorne und vergaß dabei mich an der Tischkante festzuhalten. Die Oberkörperbewegung des Nachvornebeugens ragte ebenfalls über die verbliebene Gleichgewichtsspanne hinaus und bewirkte, dass ich mit Oberkörper und Kopf auf den Tisch fiel, wie ein Volltrunkener an einem Kneipentresen.
Aber auch im liegenden Zustand kann man schnell in den "Genuss" solcher Auswirkungen kommen. Mehrmals wurde ich in meiner alten Wohnung von der Matratze im Schlaf aus dem Bett geworfen und fand mich auf dem Fußboden vor dem Bett wieder. Also hatte ich mich im Schlaf unkontrolliert umgedreht, etwas das ich nur mit voller Konzentration und im wachen Zustand machen durfte um nicht aus dem Bett geworfen zu werden. Die Ursache ist die durch das Körpergewicht an der Auflagestelle zusammengedrückte Matratze. Verlagert sich das Gewicht, lässt der Druck nach, die Matratze kehrt dabei in ihre ursprüngliche Form zurück und gibt die gespeicherte Energie ab. In so einem Fall fühle ich mich wie kräftig gestoßen und wurde wenn ich mich nicht vorsorglich festgehalten hatte aus dem schmalen Bett katapultiert. Wie bereits gesagt ist mir dies mehrmals passiert, immer wenn ich mich nicht festhielt, also immer nur im Schlaf. Um dies zu vermeiden schlief ich viele Jahre lang nur auf einer Seite liegend und hoffte darauf mich im Schlaf möglichst nicht zu bewegen. Meist klappte dies. Durch meinen Umzug in eine größere Wohnung konnte wenigstens dieses Problem gelöst werden. Endlich hatte ich mehr Platz, endlich konnte ich mir ein größeres Bett kaufen und endlich wieder gefahrlos schlafen. Sich ohne Sturzgefahr einfach so umdrehen zu können war ein völlig neues Lebensgefühl, echt.